Balinese Ceremonial Blades in a Cultural Context//Balinesische Zeremonialklingen im kulturellen Kontext
Duration: Until mid November 2016
Summer 2015. Ketut, a native of Bali, picks me up on an ancient motorcycle. With our feet clad in nothing more resilient than sandals, we ride along streets barely worthy of the name to the hinterland. We meet people from different generations who live in impoverished conditions by western standards and who welcome the „giants from the West“ with typical Balinese warmth. Ketut introduces me to some of them, including his father. We drink very strong, sweet coffee and wait for the only person in the village with the right to open the holy shrine and handle the ritual objects stored therein. Together we go to a small hut and squeeze our way through a narrow passageway to a wooden door. The door opens and we proceed barefoot, entering a room lit only by a weak bulb. Everything is covered in a thick layer of dust. Cobwebs entwine the objects and paintings. There is a strong smell of incense, herbs, and soot. After a short ceremony, the shrine is opened. With great pride and deeply shining eyes, I am shown the broken, holy lance tip, which has protected the village and its inhabitants for many generations. A group of children and teenagers stand behind me, watching curiously as I record events with my camera.
When we are all sitting in the village square, Ketut explains to me that the objects from the shrine in the village where he lives with his family were sold because there was no longer anybody who could carry out the ceremonies and because all the young people are leaving this rural area.
Years earlier, the fishermen had sold the land bordering the beach to Western estate agents, which meant however that they can now no longer access the sea with their boats …
It is precisely these experiences that underline the urgency of the work carried out by IFICAH – International Foundation of Indonesian Culture and Asian Heritage. At the beginning of the 21st century, the preservation of culture, social structures, objects, and traditions in many areas of the world – – even here in the „saturated West“ – is fading increasingly into the background. But these are exactly the structures that form a basis for a society with which future generations can also identify. Communicating with one another, showing mutual respect, or perhaps just drinking a far-too-sweet coffee together and smiling at each other: small intercultural encounters and small steps towards open co-operation on a global scale.
By presenting objects with accompanying texts, the exhibition „The Gods & the Forge – Balinese Ceremonial Blades in a Cultural Context“ represents one such step towards bringing an often unknown or forgotten culture and its handicraft skills to a wider audience.
// Dauer: bis Mitte November 2016
Sommer 2015. Der Balinese Ketut holt mich ab, mit dem alten Moped, wir fahren barfuß in FlipFlops über Straßen, welche diese Bezeichnung nicht wirklich verdient haben, ins Hinterland. Wir treffen Menschen aus unterschiedlichen Generationen, die aus unserer westlichen Sichtweise in ärmlichen Verhältnissen wohnen und den „Riesen aus dem Westen“ mit der für Bali typischen Herzlichkeit willkommen heißen. Ketut stellt mir einige von ihnen vor, sein Vater ist auch dabei. Wir trinken einen sehr starken und süßen Kaffee und warten auf die Person, die als einzige im Dorf das Recht hat, den heiligen Schrein zu öffnen und die darin aufbewahrten Ritual-Objekte zu berühren. Gemeinsam begeben wir uns zu einem kleinen Häuschen, zwängen uns durch einen engen Gang zu einer Holztür. Diese wird geöffnet, und wir betreten ohne Schuhe einen Raum, welcher lediglich von einer schwachen Glühlampe beleuchtet wird. Alles ist von einer dicken Staubschicht bedeckt, Spinnweben umranken die Gegenstände und Gemälde, es riecht streng nach Weihrauch, Kräutern und Ruß. Nach einer kleinen Zeremonie wird der Schrein geöffnet, und voller Stolz und mit einem tiefen Leuchten in den Augen wird mir die abgebrochene, heilige Lanzenspitze gezeigt, welche schon seit vielen Generationen das Dorf und seine Einwohner beschützt. Hinter mir stehen Kinder und Jugendliche, neugierig betrachten sie, wie ich die Situation mit der Kamera festhalten darf.
Als wir alle am Dorfplatz sitzen, erklärt mir Ketut, dass in seinem Dorf, in dem er mit seiner Familie wohnt, die Objekte aus dem Schrein verkauft wurden, da sich niemand mehr um die Zeremonien kümmern kann, und die jungen Menschen alle die ländliche Gegend verlassen. Vor Jahren hätten die Fischer das Land am Strand an westliche Immobilienmakler verkauft, wodurch sie jetzt aber mit ihren Booten keinen Zugang mehr zum Meer haben …
Genau diese Erfahrungen sind es, welche die Dringlichkeit der Arbeit der Stiftung IFICAH – International Foundation of Indonesian Culture and Asian Heritage unterstreichen. Die Bewahrung von Kultur, Sozialstrukturen, Objekten und Traditionen gerät zu Beginn des 21. Jahrhunderts in vielen Bereichen der Erde – auch hier bei uns im „gesättigten Westen“ – immer mehr in den Hintergrund. Aber genau diese Strukturen sind es, die für eine Gesellschaft eine Basis bilden, mit der sie sich auch noch über viele kommende Generationen identifizieren können. Miteinander kommunizieren, sich gegenseitig respektieren oder nur zusammen einen viel zu süßen Kaffee trinken und sich anlächeln, kleine interkulturelle Begegnungen und kleine Schritte für ein offenes globales Miteinander.
Die Ausstellung „Götter-Schmiede – Balinesische Zeremonialklingen im kulturellen Kontext“ geht durch die Präsentation der Objekte und die begleitende Publikationeinen dieser Schritte, um einem breiten Publikum eine oft unbekannte oder vergessene Kultur und die damit verbundenen (kunst-)handwerklichen Fähigkeiten näher zu bringen.
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